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Die gesellschaftliche Situation bisexueller Menschen ist kompliziert. In Zeiten der Diskriminierungen und sogar Strafverfolgung homosexueller Menschen mag die Bisexualität als Vorteil erlebt worden sein, da sich so die auch gleichgeschlechtlichen Orientierungsanteile durch Einbindung in heterosexuelle Beziehung mit geringerer Belastung verbergen ließen. Aktuell mit zunehmend sich weltweit durchsetzenden Eherechten für Homosexuelle liegt der Status der gesellschaftlichen Emanzipation von Bisexualität und bisexuellen Lebensweisen aber zurück. Die bisexuelle Orientierung beinhaltet, wenn sie in voller Form umgesetzt wird, den Einbezug beider Geschlechter in die eigenen sexuellen und partnerschaftlichen Erlebnisweisen. Dem steht aber die gesellschaftlich bisher nicht hinterfragte Norm der traditionellen Zweierbeziehung gegenüber, die keine Möglichkeiten für eine bisexuelle Ausgestaltung beinhaltet. Eine gänzliche Emanzipation und Gleichberechtigung bisexueller Lebensweise würde die Überschreitung der tradtitionellen Zweibeziehung und die gesellschaftliche Anerkennung von Mehrpersonen-Beziehungen erfordern, für die derzeit aber keine gesellschaftliche Akzeptanz vorhanden ist. Der Fokus auf der fraglos zu begrüßende fortschreitende Gleichberechtigung gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Partnerschaften generalisiert gegenwärtig nicht auf einen Einsatz für die gesellschaftliche Anerkennung von Bisexualität und der mit ihr spezifisch verbundenen sexualitäts- und beziehungsbezogenen Konstellationen.

 

So wie Bisexuelle und ihre Lebensweisen innerhalb der Gesellscfhaft gegenwärtig nur geduldet, nicht aber akzeptiert und anerkannt werden, so stoßen bisexuelle Menschen ebenfalls als Individuen beim Aufbau partnerschaftlicher Beziehung oftmals an Grenzen. Denn nicht bisexuell orientierte heterosexuelle oder homosexuelle potentielle Beziehungspartner bewerten, insbesondere wenn sie am nach wie vor weitläufig geteilten Modell einer monogamen Zweierbeziehung festhalten, die Bisexualität eines Partner oder einer Partnerin oft als Bedrohung der eigenen Beziehung.

 

Als Lösungsmöglichkeiten greifen bisexuelle Menschen in Partnerschaften nicht selten auf Geheimhaltungsstrategien zurück, oder aber sie verzichten auf fest partnerschaftliche Bezüge und wählen stattdessen einen stärker polygam orientierten Lebenswandel mit wechselnden Beziehungen. Ebenso gibt es aber individuelle Lösungsmöglichkeiten, wo die Bisexualität von den nicht bisexuellen Partnern akzeptiert und entsprechende Vereinbarungen für eine offenere Beziehungsgestaltung getroffen werden, die beispielsweise bezüglich der Sexualität auch gemeinsame Besuche in Zwingerclubs oder ähnlichen Einrichtungen einschließen können. Eine weitere Strategie, die vermutlich bei wachsender Vernetzung Bisexueller künftig verstärkt gewählt werden dürfte, ist die dezidierte Suche nach ebenfalls bisexuellen Beziehungspartnern, um auf diese Basis, gegebenenfalls auch im Kontext einer Mehrpersonenbeziehung, eine befriedigende Beziehungsgestaltung im sexuellen, wie auch im intimitäts- und bindungsbezogenen Bereich aufzubauen. Gesellschaftlicher Nachteil einer Stratgie des Rückgriffes auf Mehrpersonen-Beziehungen ist freilich derzeit noch, dass diese entsprechenden Beziehungen rechtlich schutzlos sind und entsprechend erhebliche Nachteile, beispielsweise im Steuer- und Erbrrecht, zu tragen haben.

 

Trotz der objektiv gegebenen Diskriminierung bisexueller Lebensweise und Beziehungsformen ist derzeit weltweit ein Mangel an politisch-gesellchaftlichem Einsatz für die volle Gleichberechtigung auch bisexueller Beziehungsformen feststellbar. Zu erwarten ist jedoch, dass mit Umsetzung der Gleichberechtigung gleichgeschlechtliche Partnerschaften ebenfalls Bisexuelle zunehmend beginnen werden, eigene Ansprüche auf gesellschaftliche Gleichberechtigung und Akzeptanz zu formulieren, für diese einzutreten und sie letztlich durchzusetzen. Denn nachvollziehbare Gründe, warum heterosexuelle und homosexuelle Beziehungen geselslchaftlichen Schutz und Anerkennung verdienen, nicht aber bisexuelle Partnerschaften, sind nicht erkennbar.